E-Enduros im Test: Harte Kerle
E-Enduros 2020 im Test: Sieben E-MTBs von 5499 bis 7199 Euro
in Test
Unerschrocken zu sein, ist die wesentliche Qualität moderner E-Enduros. Damit das so ist, und man mit diesen Bikes anspruchsvolles Gelände bergab wie -auf entdecken und erobern kann, verfügen sie über Geometrien, die gleichzeitig mit hoher Laufruhe für rasante Abfahrten und gesunder Agilität für enge Trailnadelöhre ausgestattet sind.
Nicht umsonst zeichnen viele Hersteller den Lenkwinkel mit rund 65° flach, die Kettenstreben moderat lang und den Sitzwinkel für eine tritteffiziente Sitzposition auffallend steil (74° – 77°). Schließlich will man den ersehnten Traumtrail hoch oben am Berg mittels eigener Tretarbeit und Motorunterstützung erreichen.
Diese E-Enduros haben wir getestet
Marke | Modell | Preis | Prädikat |
BMC | Trailfox AMP SX Two S | 5699 Euro | |
Giant | Reign E+ 1 Pro | 5499 Euro | |
Kona | Remote 160 | 5999 Euro | Allround-Tipp |
Nox | Hybrid 7.1 Enduro Expert | 5999 Euro | |
Intense | Tazer Pro | 6999 Euro | |
KTM | Macina Prowler Prestige | 6999 Euro | Downhill-Tipp |
Trek | Rail 9.8 | 7199 Euro | Kauftipp |
Die getesteten E-Enduros in der Bildergalerie
Potente Gabeln fürs E-MTB
Von der aktuellen, sehr schubstarken Motorengeneration abgesehen: Großzügig dimensionierte Federgabeln à la Fox 36 Float und RockShox Lyrik sind eine weitere wichtige Erfolgszutat aktueller E-Enduros. Viel Federweg (160 bis 180 mm) ist freilich nicht einziger Baustein guter Gabeln fürs E-Enduro. Eine E-MTB konforme Federgabel steigert mit großem Standrohrdurchmesser (Fox-36-Linie: 36 mm) die Verwindungssteifigkeit und damit Lenkpräzision und Fahrsicherheit. Und das nicht allein in heftig verblocktem, felsigem und steilem Terrain, das Erfahrenen vorbehalten bleibt.
Auch Enduro-Novizen profitieren bei der Erweiterung ihrer Fahrfertigkeiten von einer guten Gabel, die sie eben dazu mit viel Selbstvertrauen ausstattet. Um die E-Enduro-Gabeln gezielt gegen die – bedingt durch erhöhtes Systemgewicht und intensive Motorarbeit – gesteigerte Belastung am E-MTB zu wappnen, verstärkt manch Hersteller Gabelkrone und -Chassis, stimmt die Forke entsprechend auf ein höheres Systemgewicht ab.
Frischer Wind bei den E-Enduros
Sanften, neuen Wind ins E-Enduro-Segment wehen könnte ein alter, über die Jahre verschwundener Bekannter: Die niveauregulierbare Federgabel, bei der sich der Federweg fix absenken lässt.
Mit einer Federwegsreduzierung um 30 mm – wie sie RockShox an der kürzlich vorgestellten E-MTB-/Enduro-Gabel Zeb präsentiert hat – könnte man womöglich künftig brachiale Steilauffahrten noch effizienter und kontrollierter hinter sich bringen.
Was ist ein E-Enduro? Begriffsklärung und Definition
Starke Motoren bei den E-Enduros
Mit Highlights wartet bereits der vorliegende Test auf. Stichwort: Sachs-Motor. Verbaut im Nox Hybrid 7.1 Enduro, unterstützt das neue RS-Aggregat mit bis zu 112 Nm (!). Und die bärig-kraftvolle Motorpower spürt man bereits in der zweiten von vier Fahrstufen; spätestens in Stufe vier enteilt man mit dem Nox der Konkurrenz. Ähnlich spritzig-sportiv – sowohl bei niedriger, als auch hoher Trittfrequenz – agiert der Giant-Motor Syncdrive Pro. Hier haben sich optimierte Software und Sensorik des mit bis zu 80 Nm Drehmoment unterstützenden Antriebs bezahlt gemacht.
Wie verflixt viel Spaß man unverändert auf einem E-Enduro mit „purer“ 27.5“-Besohlung (fernab des Trends zum Mulletbike also, mit 29“/27.5“-Rädern) hat, unterstreicht das herrlich agile Kona. Sind Kona, Giant und Nox Teil der günstigeren Preisklasse von 5499 bis 5999 Euro und alle mit einem Aluchassis unterwegs, zählt Trek Rail zum teureren Carbon-Trio.
Dank Vollcarbon-Rahmen erreicht es, trotz Verzicht auf Edelparts, 22,45 Kilo. Das leichteste Rad im Test. Zwischen Punkte-Champion Trek und dem Nox als schwerstem Bike (26,05 Kilo) liegt eine recht üppige Differenz von 3,6 Kilo.
Gewicht und Systemgewicht
Gewichtstechnisch haben – auch wenn bedacht sein will, dass für einen höheren Preis tendenziell leichtere Räder entstehen – die aktuellen E-Enduros noch Potential. Das gilt auch fürs Testfeld. So wiegt das BMC trotz „kleinerem“ 504-Wh-Akku stolze 25,5 Kilo, das KTM mit Stahlfederbein und 625-Wh-Batterie immerhin 24,8 Kilo. Fakt ist: Auch über ein leichteres E-MTB freut man sich, weil sich damit Handling und Abfahrtsspaß teils deutlich verbessern können.
Interessanterweise fallen die Systemgewichte (= Summe aus Rad, Fahrer und Equipment/Gepäck) mitunter weniger üppig aus, bedenkt man etwa, dass bei einem zugelassenen Systemgewicht von 130 Kilo nach Abzug von 25 Kilo Radgewicht und 90-Kilo-Fahrer noch 15 Kilo für Equipment/Gepäck bleiben. Das ist recht knapp kalkuliert und kann im einen oder anderen Fall dazu führen, dass schwere Fahrer manch E-Enduros nicht nutzen können.
Das will, mindestens vor dem demokratisierenden Element des E-Mountainbiking – viel Berge und Traumtrails für alle – zumindest etwas kurios anmuten.
So haben wir die E-Enduros getestet
Die anspruchsvollen Naturtrails rund um Regensburg in der Oberpfalz bildeten die Testarena für den vorliegenden Test der E-Enduros. Im Verlauf der ausgedehnten Testrunde werden die Bikes bergauf wie -ab gleichermaßen intensiv gefordert.
Dabei bekommen sie es mit steilen Uphills auf festem wie losem Untergrund zu tun, die den E-Motor stark beanspruchen. Kernige Wurzel-Downhills helfen dabei, diverse Geometrie- und Fahrwerksunterschiede rasch offen zu legen.