E-Enduros, test
E-Enduros im Test: Acht Bikes von 5599 bis 7699 Euro

E-Enduros im Test: Grand Enduro

E-Enduros im Test: Acht Bikes von 5599 bis 7699 Euro

Per Motorschub zügig bergauf, um sich anschließend beherzt in die Abfahrt zu stürzen: E-Enduros klingen verführerisch. Wir haben acht Modellen in der Toskana auf die Stollen gefühlt.
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Knapp zwei Autostunden südlich von Pisa entfernt liegt, in unmittelbarer Nähe zur Küste, ein echtes italienisches Trailjuwel. Das kleine Örtchen Punta Ala ist 2013 unter Mountainbikern als Austragungsort, des allerersten Enduro World Series-Rennens überhaupt, bekannt geworden. Und wer seitdem sein Bike, egal ob motorisiert oder klassisch, über die mal flowigen, mal steinig-felsigen Trails gesteuert hat, durfte den sportlichen Anstrich rund um Punta Ala und das nahegelegene Städtchen Castiglione della Pescaia aus erster Hand erfahren. Grund genug also, eine Testreise in den Süden der Toskana zu starten, um E-Enduros zu testen sowie Land und Leute kennenzulernen. Zu letzterem mehr in der nächsten Ausgabe.

Schmale, kernige Trails durch sanfte Hügellandschaften, die immer wieder Blicke aufs Meer eröffnen – im Süden der Toskana nehmen Mountainbiketräume Gestalt an.

E-Enduros im Test: Diese acht Bikes haben wir getestet

Marke Modell UVP Prädikat
Focus Sam² ProTestbrief 7699 Euro
KTM Macina Kapoho 271Testbrief 5599 Euro
Orange Alpine 6-E ProTestbrief 7300 Euro
Rocky Mountain Altitude Powerplay c70Testbrief 7300 Euro
Scott E-Genius 700 TunedTestbrief 7199 Euro
Simplon Steamer Alu XT-11Testbrief 6169 Euro Tour-Tipp
Specialized Turbo Kenevo ExpertTestbrief 6299 Euro Downhill-Tipp
Trek Powerfly FS 9 LT PlusTestbrief 5999 Euro Preis-Leistungs-Tipp

Die ausführlichen Testbriefe, Erläuterungen zu Vor- und Nachteilen von E-Enduros und weitere Informationen finden Sie in der bikesport e-mtb Ausgabe 1/2018. Jetzt bestellen!

E-Enduros aus der Topklasse

Das achtköpfige Testfeld rangiert in der Topklasse; entsprechend hoch setzen die Preise an. Sie reichen von 5599 Euro (KTM Macina Kapoho 271) bis zu 7699 Euro (Focus SAM2 Pro), was sich im unterschiedlichen Niveau der Ausstattung begründet. So muss sich beispielsweise der Fahrer des KTM mit der günstigeren – dabei sehr gut funktionierenden – Fox-Performance-Federung begnügen, während der Pedaleur am Focus auf ein nobles Fox-Factory-Fahrwerk zurückgreift. Bauteile, deren nochmals gesteigerte Performance sich direkt im höheren Preis niederschlägt.

Im Fall des Alpine 6-E Pro, dem E-MTB-Debüt der Kultmarke Orange, geht der hohe Preis unter anderem auf den in England handgefertigten Alurahmen zurück. Übrigens: Die Testprobanden sind alternativ auch deutlich günstiger zu bekommen, wie beim Trek, Scott, Focus, Rocky Mountain und KTM der Fall. Via Baukastensystem lassen sich Orange und Simplon preiswerter konfigurieren.

E-Enduros: Unterschiedliche Einsatzzwecke und Stärken

Alle acht Testbikes werden als E-Enduro verkauft, driften aber hinsichtlich Einsatzbereich und Fahrcharakteristik deutlich auseinander. Top-Allrounder, die man gern auch auf längeren All-Mountain-Touren bewegt, stellen das sportive Trek und das überarbeitete Scott E-Genius dar. Zwei top Kletterer, die den Gipfelsturm erleichtern. Sowohl bergauf, als auch bergab auf sehr hohem Niveau agiert das neue Focus SAM2 – ein sehr gelungener Einstand. Fordernde Downhills sind Kernkompetenz des britischen Orange: Seine überdurchschnittliche Laufruhe spielt es auf steilen Downhillpassagen mit heftigen Schlaglöchern aus.

Bock auf Anlieger, Drops? Dann lohnt das Specialized, denn damit erwirbt man ein Bike, das per üppigem 180-mm-Fahrwerk und flacher Geometrie selbst heftigstes Wurzelstakkato entzaubert. Deutlich tourenlastiger getrimmt sind das Simplon Steamer Alu und das KTM Macina Kapoho. Hier stehen die Lenkwinkel spürbar steiler, sind die Bikes deutlich weniger auf Top-Speed bergab getrimmt. Beides Bikes, die eher der gemäßigten All-Mountain-, weniger der wilden Endurokategorie mit teils heftigen Abfahrten zugerechnet werden dürfen.

Das Altitude Powerplay von Rocky Mountain wiederum verfügt über ein ausgeprägtes Downhillgespür: Per flachem 65,6°-Lenkwinkel und 425 mm „langen“ Kettenstreben generiert das wendige Bike eine dicke Portion Fahrspaß. Insbesondere, wenn das Gelände zum Kurventango ausartet.

Ausstattungsdetails an den E-Enduros: breit ist gut

Natürlich entscheidet nicht allein die Geometrie über Fahrcharakter und Spaß. Auch die gewählten Parts spielen hierfür eine empfindliche Rolle, was sich exemplarisch an den Reifen festmachen lässt. So erlauben etwa die 2.5“ breiten, traktionsstarken Wide-Trail-Schlappen am Rocky Mountain beachtliche Kurvenschräglagen und kletten das Bike dank angenehm weicher Gummimischung sicher auf den Untergrund.

Reifen zum Vollgas geben, die überdies durch ihre effektive Dämpfung die Unwucht eines naturgemäß schwereren E-MTBs auf holprigen Trails zähmen, auf diese Weise die Fahrt smoother gestalten. Mittels breiter Felgen, wie sie Rocky oder Focus verbauen, lässt sich das Traktions- und Komfortplus extravoluminöser Reifen optimal nutzen.

Breite Lenker

Apropos Reifen: In der Kombination von großem 29“-Vorderradreifen und bulligem 2.8“-Plus-Hinterradpneu am KTM Macina Kapoho konnten die Tester kaum einen entscheidenden Vorteil in Reifengrip und Gesamtverhalten erkennen. Löblich: Das Gros der Hersteller schraubt breite Lenker zwischen 750 mm und 780 mm (Specialized) Breite ans Rad.

Gut so, denn die braucht es auch, will man die Bikes flüssig und mit möglichst wenig Kraftaufwand im Gelände bewegen. Aus dem Rahmen fällt nur der zu schmale 715-mm-Lenker des KTM. Hintergrund: Super leicht ist keines der Testbikes, hier gibt’s für E-Enduros noch Entwicklungsspielraum. Die Spitze des Testfelds markiert Focus’ SAM2 mit nur 21 kg bei High-End-Ausstattung.

Praktische Akkutechnik, vier Motorenhersteller

Was dem Focus zudem hilft, schlank zu sein: der ins Unterrohr integrierte, leichte Akku mit vergleichsweise geringen 378 Wh Kapazität. Erweiterbar per Zweitakku auf dem Unterrohr, stehen optional propere 756 Wh zur Verfügung – die Lösung für Gebirgstouren. Für die überschaubare, knackige Feierabendtour reicht der Hauptakku aus, womit das Rad nicht unnötig schwer wird.

Gleich vier Motorenhersteller betreten in diesem Test die Bühne: Zu den beiden Platzhirschen Bosch und Shimano gesellen sich der eigenständig von Rocky Mountain entwickelte Powerplay-Antrieb sowie der Specialized Turbo 1.3. Letzterer entwickelt in Zusammenarbeit mit Brose. Ein kraftvoller Motorschub ist allen Vier gemein, wobei das Specialized-Aggregat durch sehr geringe Geräusch­entwicklung begeistert. Typisch für den Performance CX von Bosch: Im Turbo-Modus kennt er selbst in anspruchsvollen Steilauffahrten bei losem Untergrund kaum mehr ein Halten. E-MTB-Novizen müssen sich an soviel Bumms am Berg im On-/Off-Stil erstmal gewöhnen.

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